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Kawasaki und der große Clash auf dem Chang International Circuit

Wednesday, 16 March 2016 13:43 GMT

WorldSBK Kommentator Steve English fasst den MOTUL Thai Lauf mit allen Hintergründen zusammen.

Im Winter ging es zwischen Tom Sykes und Jonathan Rea auch in Wortgefechten heftig hin und her. Und beide Rennen von Thailand haben gezeigt, dass diese beiden 2016 wirklich auch heftig aufeinander treffen können...

Wir alle haben darauf gewartet, dass Tom Sykes und Jonathan Rea mit harten Bandagen kämpfen würden und die beiden Rennen von Thailand haben ein echtes Aufeinandertreffen der Kawasaki-Piloten gebracht. Es waren zwei der spannendsten Rennwochenenden in der Geschichte der Superbike WM.

Unglaubliche 81.000 Fans kamen am Wochenende, um zwei Rennen zu sehen, die erst in der letzten Runde entschieden wurden und beide Kawasaki-Werkspiloten sicherten sich jeweils einen Sieg. Für Sykes war es mega-wichtig zu zeigen, dass das Feuer in ihm noch brennt und dass er mit Rea kämpfen kann, nachdem er 2015 von seinem Teamkollegen beinahe permanent geschlagen worden war.

Sykes war schon Superbike-Weltmeister, daher liegt klar auf der Hand, wie er sich letztes Jahr gefühlt hat, als Rea zu Kawasaki kam und sofort Weltmeister wurde. Natürlich hat das das Feuer in Sykes erneut entfacht. Letztes Wochenende hat er unterstrichen, dass er noch immer ein Titelkämpfer ist. Am Samstag wurde er zwar noch geschlagen, aber am Sonntag zeigte er, dass mit ihm dieses Jahr definitiv zu rechnen ist.

Am Sonntag fuhr Sykes in Buriram, wie er 2013 fuhr: Er hat das Tempo bestimmt und wie sich das Rennen entwickelt. Als Sykes Weltmeister wurde, ging er meist in Führung und bestimmte dann von vorn das Geschehen, machte es der Konkurrenz unmöglich, anzugreifen. Der 27-fache WorldSBK-Laufsieger hat einen einzigartigen Fahrstil. Während die meisten anderen Piloten es mit dem Hanging-Off nahezu übertreiben, bleibt Sykes fast gerade auf dem Motorrad sitzen. Für die meisten anderen Fahrer ist das eher Kontraproduktiv, doch er hat einen Weg gefunden, wie genau das für ihn funktioniert.

Am Sonntag hat sich eindrucksvoll gezeigt wie schwer es ist, Sykes niederzuringen, wenn er einmal vorne ist und das notwendige Vertrauen in alles hat. Der Engländer platzierte seine Maschine genau dort hin, wo sie sein musste und Rea hatte den Kopf voll. Er musste seine Angriffsversuche dort starten, wo es eigentlich nicht ging. Nur am Ende der Gegengerade in Kurve vier rein konnte Rea es probieren.

Kurve vier ist die schnellste Kurve des Chang International Circuit. Dort muss man richtig Kurvenspeed mitnehmen. Es geht durch ein Nadelöhr, in dem man den Scheitelpunkt treffen muss, die Linie ist nur sehr schmal. Dann kommt die ultra-langsame Kurve fünf. Rea konnte auf den letzten beiden Runden unglaublich viel Kurvenspeed mitnehmen, war aber beide Male einfach zu schnell und musste in der nächsten Kurve weit gehen. Damit war die Tür für Sykes und den Konter wieder offen. Der 30-Jährige ließ sich nicht zwei Mal bitten. Es ging dann auf die letzte Kurve zu, wo Sykes mit einer absolut rabiaten Linie seine Position verteidigte.

„Fünf Runden vor Schluss habe ich meinen Plan für das Rennen gemacht und wir hatten in den wichtigen Knackpunkten das stabilere Motorrad, damit konnten wir gewinnen“, erklärte Sykes anschließend. „Ich wusste, dass in der letzten Runde einige Manöver passieren würden, und ich wusste, wo ich die zu erwarten hätte. Ich habe etwas Speed geopfert, um die Linie blockieren zu können und in der letzten Kurve musste ich richtig zu machen. In die Kurve rein waren wir auf der Bremse aber wirklich stark.“

Nach dem Rennen sagte Rea, dass er offen und ehrlich geschlagen wurde. Aber es war auch gleich klar, dass die entschlossene Vorgehensweise von Sykes dem amtierenden Champion etwas an die Nieren ging. Racing ist ein harter und brutaler Sport und in den letzten Jahren haben wir immer wieder gesehen, dass es gerade auf den letzten Runden mehr als an das Limit gehen kann. In Thailand war Sykes ohne Zweifel aggressiv unterwegs, aber trotzdem war alles sauber.

Chaz Davies war der, der sich das aus dem Logenplatz angeschaut hat und er sagte: „Das war einfach Racing und es ist nichts Verrücktes passiert. Es waren ein paar spektakuläre Manöver dabei, aber das war einfach nur Racing.“

Die letzten Runden von Thailand waren spannend und haben uns gezeigt, welch große Dinge wir dieses Jahr noch erwarten können. Sykes hat im zweiten Lauf definitiv eine Marke gesetzt und gezeigt, dass er 2016 unbedingt mit Rea kämpfen will – das hat schon die Saisonvorbereitung gezeigt. Das ist genau das, was die Superbike WM derzeit braucht. Und auch wenn Rea nach Thailand die WM anführt und auch als Titelfavorit aus Thailand abreist – es gibt mehr als einen Grund darauf zu hoffen, dass ab Europa im MotorLand Aragón nächsten Monat alles noch einmal spannender wird.